Kapo St.Gallen: Nicht True Crime – Interne Kommunikation

Podcast und Polizei? Da denken Kennerinnen und Kenner des Mediums sicher sofort an True Crime. Geschichten aus dem Polizeialltag, spannende, überraschende, unglaubliche Fälle.

Da hat die Kantonspolizei St.Gallen bestimmt viel zu bieten. Aber ob bei Podcasts wohl jemand an interne Kommunikation denkt?

Am Anfang stand eine Frage: Wie kann man Informationen gezielt bündeln und sie Mitarbeitenden zur Verfügung stellen? Es folgten weitere Fragen. Wie können die Informationen transportiert werden, damit sie schnell erfassbar sind? Wie kann man diese in einer 24-Stunden-Organisation nachhaltig bereitstellen und gleichzeitig eine Einordnung für komplexe Themen geben?

Um eines vorwegzunehmen; am heiligen Gral (und insbesondere jenem der gelungenen Kommunikation) hat sich schon manch einer die Zähne ausgebissen. Mit nur einer Massnahme lassen sich diese Frage- oder Problemstellungen nicht lösen. In einer Diplomarbeit zum Polizisten mit Eidgenössischem Diplom hat ein Mitarbeiter der Kantonspolizei St.Gallen deshalb diverse Lösungs-Bausteine für einzelne Problemfelder entwickelt. Einer der Bausteine stach dabei heraus: Ein Podcast.

Ein Podcast? Das weckte weiteres Interesse und löste weiterführende Fragen aus. Wie liesse sich so etwas umsetzen? Wie kann man so etwas verteilen? Ist das Medium tatsächlich geeignet? Wie es der Zufall so wollte, hatte auch ein Mitarbeiter der Kommunikationsabteilung eine Masterarbeit zu schreiben. Das Thema bot sich also an. Mit Fokus auf die interne Kommunikation der Kantonspolizei St.Gallen wurde der Podcast mit der folgenden Kernfrage auf den Prüfstand gestellt:

„Was sind die Schlüsselfaktoren, damit ein in der internen Kommunikation der Kantonspolizei St.Gallen eingesetzter Podcast erfolgreich implementiert und produziert werden kann, um mittelfristig eine gute Nutzung und somit einen kommunikativen Mehrwert innerhalb des Korps zu erzielen?“

Was ist eigentlich ein Podcast?

Ein Podcast ist eine Audio-Serie, mit in regelmässigen zeitlichen Abständen aufeinanderfolgenden Episoden. Podcasts sind kostenlos und mittels sogenannten RSS-Feeds abonnierbar. Ebenfalls verwendet wird die Definition eines „Audio-Beitrag im Internet“. Der Begriff selbst ist ein Kofferwort aus pod (play on demand) beziehungsweise iPod sowie dem englischen Broadcast (Übertragung, Sendung).

Welche Vorteile bietet die Audio-Kommunikation respektive Podcasts?

Der Audio-Kommunikation werden grosse Stärken zugeschrieben. Die deutsche Podcast-Produzentin Doris Hammerschmidt beschreibt in ihrem Podcast-Buch die vereinfachte Wirkung von Audio wie folgt: “Bekommen wir nur Ton, aber keine Bilder vorgesetzt, macht sich das Gehirn eben seine eigenen Bilder: Es imaginiert das Gehörte, es verknüpft die Geschichten mit den eigenen gespeicherten Erfahrungen. Wenn wir Geschichten hören, sind wir kein passiver Empfänger, wir spielen mit. Und weil das Gehirn dabei so aktiv ist, bleiben diese Geschichten und Inhalte nachhaltig im Gehirn verankert.“ Oder in der Kurzform der Website Radiozentrale: “Geht ins Ohr. Bleibt im Kopf.“

Jana Stümpler, die Verfasserin einer Masterarbeit zum Thema „Audio in der internen Kommunikation“ an der Fachhochschule Hannover hat zu diesem Thema folgende Schlussfolgerung gezogen: „Audio besitzt viele positive Eigenschaften und ein zentrales Potenzial für die interne Kommunikation ist, dass es der natürlichen menschlichen Kommunikation näherkommt als es etwa Texte könnten und damit genau das ermöglicht, was die interne Kommunikation bei Mitarbeitenden erreichen möchte: eine emotionale Ansprache und authentischer persönlicher Kontakt.“

Die theoretischen Erkenntnisse

In der besagten Masterarbeit wurden zuerst strategische Grundsätze analysiert. Dabei stellte sich heraus, dass ein Podcast primär auf die Kommunikationsziele „Wahrgenommene Wertschätzung“ und „Wahrgenommene Aufmerksamkeit“ einzahlen kann – Themenfelder, die mit reiner Schriftlichkeit nur schlecht abgedeckt werden können.

Weiter wurden diverse konkrete Formate untersucht. Das reichte von einem Lage- und Briefingpodcast bis hin zu Talk-Formaten mit der Geschäftsleitung und Führungs- oder Fachpersonen. Nach der konkreten Ausarbeitung der Formate zeigte die Auswertung, dass noch diverse Potenziale vorhanden sind. Für die Einführung wurde die Beschränkung auf ein erstes Format empfohlen.

Bezüglich der Länge der Podcasts zeigten sich fünf Minuten als magische Grenze, die Mitarbeitende ohne Erfahrung mit internen Podcasts als zumutbar empfinden.

In der effektiven Umsetzung stellte sich eine Erwartungshaltung ganz klar heraus: Mitarbeitende wollen Podcasts so erfahren und erleben, wie sie es bei ihren privaten Podcasts auch tun. In einer Podcast-App. Und sie soll dank einer Kommentarfunktion Rückmeldungen und Fragen ermöglichen.

Der Startschuss

Anfangs 2023 war es so weit: Nachdem mit einem Prototyp einer internen Podcast-App der technische Beweis der Realisierbarkeit erbracht worden war, startete das Abenteuer „Podcast in der internen Kommunikation der Kantonspolizei St.Gallen“. Am 12. Januar 2023 wurde die App mit bereits zwei vorhandenen Podcasts auf die Mobiltelefone der Mitarbeitenden verteilt. Der mit „Podcast #1“ bezeichnete Beitrag erklärte das neue Medium. Im zweiten Beitrag „Kadi-Talk #1“ stellte sich der Kommandant der Kantonspolizei St.Gallen diversen Fragen zu einem Review des neuen Lohnsystems der Kantonalen Verwaltung und dessen Auswirkungen auf die Kantonspolizei St.Gallen.

Genau ein Jahr später waren es 37 Podcasts, die zwischenzeitlich verbreitet worden waren. Nebst einigen Audioreportagen zu Projekten oder Tagungen waren es hauptsächlich Talks im Interviewstil, die Hintergründe und Einordnungen zu aktuellen und vor allem kontroversen Themen beinhaltet haben. Einige der Podcasts entstanden gar, weil in vorherigen Beiträgen Fragen über die Kommentarfunktion eingegangen sind. Diese wurden dann in einer weiteren Folge beantwortet.

Luft nach oben

Die Masterarbeit und insbesondere das erste Jahr Erfahrung haben diverse Learnings ermöglicht. Seien es nur die fünf Minuten Maximaldauer, die man sich tatsächlich zu Herzen nehmen soll und die höchstens für eine etwas professionellere Verpackung aufgeweicht werden sollen. Oder die Tonqualität, welche hoch sein muss – so wie man es von anderen Podcast-Kanälen her kennt. Aber zentral sind und bleiben die Themen, die Einordnungen, die Erklärungen, die Menschen – und – die Rückbesinnung auf die strategischen Überlegungen, die zur Einführung dieses Mediums geführt haben. Gerade in Bezug auf den letzten Punkt hat die Umsetzung innerhalb der Kantonspolizei St.Gallen noch Luft nach oben, womit das zweite Jahr spannend bleibt. Themen bietet die Kantonspolizei St.Gallen genug – zwar nicht True Crime im eigentlichen Sinne – aber um echte Fälle und Menschen dreht es sich auch hier.

Podcasts der Kapo für die breite Öffentlichkeit?

Wie diese Zeilen aufzeigen, wurden bislang die personellen Mittel für die Produktion und Ausstrahlung der Podcasts in erster Linie für die interne Kommunikation eingesetzt. Ganz bewusst wurden die eigenen Mitarbeitenden der Kantonspolizei St.Gallen als wichtigste Zielgruppe definiert. Abgesehen von einigen Podcasts im Fokusbericht der Kantonspolizei St.Gallen wurde die breite Bevölkerung bislang nicht im grossen Stil mit reinen Audio-Beiträgen bedient. Es wird sich weisen, inwiefern die Kantonspolizei St.Gallen künftig nebst den eigenen Mitarbeitenden auch die Bevölkerung auf diese Art und Weise erreichen will – ganz nach dem obengenannten Zitat der Website Radiozentrale: „Geht ins Ohr – bleibt im Kopf!“

 

Quelle: Kantonspolizei St.Gallen
Titelbild: Symbolbild © Kantonspolizei St.Gallen

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